Eine der bedeutendsten Fähigkeiten im Leben liegt in der Erlangung der Mäßigung. Mit Mäßigung ist hierbei ein gesundes Mittelmaß und ein Gleichgewicht im Verhalten gemeint. Wenn von Selbstbeherrschung und Mäßigung die Rede ist, so wird eine bewusste und nicht triebgesteuerte Bedeutung angesprochen, sodass eine Person aufgrund von Wissen und Bewusstsein eine Wahl über den Weg und das Verhalten und die Sprache trifft oder sich im Umgang mit anderen Personen gleichwertig und fair verhält und Übertreibungen und Untertreibungen vermeidet.
Neben der Tatsache, dass diese moralische Eigenschaft einen Faktor zur Erlangung jenseitiger Glückseligkeit darstellt, führt sie auch zum Erfolg im Diesseits und wird in Bezug auf andere Menschen als interaktionsfördernd angesehen. Neben der Diskussion über die Bedeutung der Mäßigung aus Sicht des Koran und der Bestimmung ihrer Absichten und Arten sollten auch die Quellen der Mäßigung in diesem heiligen Buch erkannt, bestimmt und untersucht werden.
Die Quellen und Philosophie der Mäßigung
Mit Quellen sind die vorherrschenden Prinzipien dieser Thematik in unterschiedlichen Dimensionen und die Beachtung ihrer Existenzphilosophie gemeint. Die Ausrichtung dieser Diskussion ist einerseits ausschlaggebend für das richtige Verständnis der Mäßigung und andererseits bestimmend für die Werte und Verzweigungen der richtigen Erkenntnis der Mäßigung in verschiedenen Bereichen. Einige Menschen sehen ihre Taten nämlich als verkörperte Mäßigung an, während andere Menschen, die gegensätzlich handeln, sich selbst auch als gemäßigt ansehen und sich als Menschen vorstellen, welche am richtigen Maß orientiert sind.
Zweifellos besitzt die Tatsache, dass die Lehren des Qur`an die Scharia des Propheten Mohammad (s.) als eine gemäßigte Scharia vorstellen und die Mäßigung als eine Sparte und Besonderheit der islamischen Religion erachten, eine Quelle der Erkenntnis. Für diese Thematik ist es bedeutsam, dass jegliche wörtliche, theologische und moralische Interpretation der Religion, welche Gewalt, Schwierigkeiten und Sünde sowie einen Mangel an Toleranz und religiösem Respekt mit sich führt, im Gegensatz zum Juwel des Islam und den göttlichen Lehren im Gegensatz stehen.
Im Folgenden werden einige Quellen der Mäßigung erwähnt:
- Mäßigung in der Schöpfung
Aus Sicht islamischer Lehren und dem Qur`an basiert das Prinzip der Mäßigung auf der Gerechtigkeit in der Schöpfung der Welt und entscheidet über das System der Entwicklung und Gesetzgebung. In Zusammenhang mit der Ordnung und Mäßigung der Schöpfung offenbart der heilige Qur`an folgendes: „Schauen sie denn nicht zum Himmel über ihnen, wie Wir ihn aufgebaut und geschmückt haben, und dass er keine Spalten hat? Und die Erde haben Wir gedehnt und darauf festgegründete Berge gesetzt, und Wir haben auf ihr von jeder entzückenden (Pflanzen)art wachsen lassen.“ (Qaf | 50: 6-7).
Der allmächtige Gott eröffnet allen Geschöpfe der Welt ein allgemeines Gesetz und des Ausgleichs: „Preise den Namen deines höchsten Herrn, Der erschafft und dann zurecht formt und Der das Maß festsetzt und dann rechtleitet.“ (Al-A’la | 87:1-3). Ebenso wird im 29. Vers der Sure Al-Baqara auf die Mäßigkeit im Himmel und auf der Erde hingewiesen: „Er ist es, Der für euch alles, was auf der Erde ist, erschuf und Sich hierauf dem Himmel zuwandte und ihn dann zu sieben Himmeln formte. Er weiß über alles Bescheid.“ In der Sure Al-Hidschr wird ebenfalls auf die gemäßigte Schöpfung hingewiesen: „Und die Erde haben Wir gedehnt und darauf festgegründete Berge gesetzt und auf ihr von allen zu wiegenden Dingen wachsen lassen.“ (Al-Hidschr | 15:19)
- Mäßigkeit in der Schöpfung des Menschen
In Bezug auf die Mäßigkeit bei der Schöpfung der Menschheit offenbart der heilige Qur`an folgendes: „O Mensch, was hat dich hinsichtlich deines edelmütigen Herrn getäuscht, Der dich erschaffen und da(bei) zurechtgeformt und wohlgebildet gemacht hat.“ (Al-Infitar | 82:6). Diese Thematik wird auch in der Sure Al-Kahf | 18:37, in der Sure Al-Hidschr | 15:28f., in der Sure As-Sajda | 32:9 und in der Sure Sad | 38:71f. aufgegriffen.
Die Lehren des heiligen Qur`an betonen an vielen Stellen die Thematik, dass der allmächtige Gott den menschlichen Geist auf gemäßigte Weise erschaffen und nicht erlaubt hat, dass ein Teil der Sinne den anderen Sinnen überlegen oder über diese erhaben ist. Aus unterschiedlichen inneren und äußeren Gründen weichen einige Menschen davon ab und ihr Wesen versinkt in Über- oder Untertreibung und Sünde als Abkehr vom Glauben und von Moral weg vom Weg der Gerechtigkeit (Ash-Shams | 91: 7-10; Al-Baqara | 2:108. 275; Al-Ma’ida | 5:77).
- Mäßigung in der Gesetzgebung
Das Prinzip der Mäßigung wird in der göttlichen Scharia und der Gesetzgebung des allmächtigen Gottes erkannt. Die Gesetzgebung existiert nämlich auch im Rahmen des gesamten Schöpfungssystems. Der allmächtige Gott sieht sich dazu verpflichtet, den geraden Weg und den Weg der Mitte anzupreisen und die koordinierte Bildung und gemäßigte Gesetzgebung der Gebote vorzustellen:
وَ عَلَى اللَّهِ قَصْدُ السَّبِيلِ وَ مِنْها جائِرٌ وَ لَوْ شاءَ لَهَداكُمْ أَجْمَعِينَ
„Allah obliegt es, (euch) auf dem richtigen Weg zu halten. Es gibt ja (auch) manche, die abweichen. Wenn Er gewollt hätte, hätte Er euch fürwahr allesamt rechtgeleitet.“ (An-Nahl | 16:9).
Des Weiteren sind Gesetzgebung und Regelungen im Rahmen des göttlichen Wesens erfolgt:
فَأَقِمْ وَجْهَكَ لِلدِّينِ حَنِيفاً فِطْرَتَ اللَّهِ الَّتِي فَطَرَ النَّاسَ عَلَيْها
„So richte dein Gesicht aufrichtig zur Religion hin als Anhänger des rechten Glaubens – (gemäß) der natürlichen Anlage Allahs, in der Er die Menschen erschaffen hat. Keine Abänderung gibt es für die Schöpfung Allahs. Das ist die richtige Religion. Aber die meisten Menschen wissen nicht.“ (Ar-Rum | 30:30)
- Gemäßigte Gesetzgebung in allen Religionen
Wenn der heilige Qur`an von der Mäßigung in der Schöpfung und der Scharia spricht, beachtet er die notwendige Einhaltung dieses Prinzips in allen abrahamitischen Religionen und verbindet die Mäßigung nicht mit einer besonderen Epoche oder einem bestimmten Propheten (Ash-Shura | 42:13), obwohl die Art und Weise der Scharia im Laufe der Geschichte gemäß der zeitlichen Voraussetzungen Unterschiede aufweist. Beispielsweise distanziert seine Exzellenz Abraham (A.) seine rechtgläubige Religion von Übertreibung und Untertreibung (Al-Baqara | 2:135; Al-i-Imran | 3:95; An-Nisa | 4:125; An-Nahl | 16:120. 123). Das Prinzip der Religion seiner Exzellenz Moses (A.) und die Scharia seiner Exzellenz Jesus (A.) umfassen auch gemäßigte und selbstbeherrschte Religionen und ihre Anhänger werden ebenfalls an dieses Prinzip erinnert (Al-Ma’ida | 5:12. 59f. 77). Einige Anhänger haben sich jedoch in ihrem glaubensbezogenen Verhalten und ihren religiösen Einstellungen am Mönchtum orientiert, welches nicht zu den Lehren Jesu (A.) gehört hat (Al-Hadid | 57:27).
Nichtsdestotrotz besteht aus der Sicht islamischer Lehren der Glaube darin, in allen Bereichen und Aspekten die Mäßigung einzuhalten und jegliche Art von Übertreibung und Untertreibung zu vermeiden. Die Gläubigen werden nämlich dazu aufgefordert, die Mäßigung und Selbstbeherrschung einzuhalten, wie auch der edelmütige Prophet dazu verpflichtet war (Al-A’raf | 7:199; Al-Isra` | 17:26. 29), und jegliche Art von Übertreibung und Untertreibung zu vermeiden (Al-Mulk | 67:22).
- Mäßigung in der Kundgebung und Förderung der Religion
Wenn die Schöpfung der Welt auf Mäßigung basiert und wenn die Gebote auf gemäßigte Weise offenbart wurden, darf sich die Kundgebung der Religion seitens des edelmütigen Propheten (s.) oder einer anderen Person nicht von diesem Prinzip distanzieren. Aus diesem Grund liegt die Mäßigung in der Kundgebung der Religion im Anwenden von Logik und geeigneten Methoden. In diesem Zusammenhang offenbart der heilige Qur`an folgendes:
اُدْعُ إِلى سَبِيلِ رَبِّكَ بِالْحِكْمَةِ وَالْمَوْعِظَةِ الْحَسَنَةِ وَجَادِلْهُم بِالَّتِي هِيَ أَحْسَنُ إِنَّ رَبَّكَ هُوَ أَعْلَمُ بِمَن ضَلَّ عَن سَبِيلِهِ وَ هُوَ أَعْلَمُ بِالْمُهْتَدِينَ
„Rufe zum Weg deines Herrn mit Weisheit und schöner Ermahnung, und streite mit ihnen in bester Weise. Gewiss, dein Herr kennt sehr wohl, wer von Seinem Weg abirrt, und Er kennt sehr wohl die Rechtgeleiteten.“ (An-Nahl | 16:125)
Der allmächtige Gott ermahnt sogar seinen geliebten Propheten, seine Exzellenz Mohammad (s.), dass er sich bei der Einladung der Menschen auf den Weg der Errettung und Glückseligkeit nicht von Mäßigung und Selbstbeherrschung abwenden soll und nicht mehr als erforderlich Schwierigkeiten auf sich nehmen soll. Daher offenbart er folgendes:
فَلَعَلَّكَ باخِعٌ نَفْسَكَ عَلى آثارِهِمْ إِنْ لَمْ يُؤْمِنُوا بِهذَا الْحَديثِ أَسَفاً
„Vielleicht magst du (aus Gram) noch dich selbst umbringen, wenn sie an diese Botschaft nicht glauben, nachdem sie sich abgewandt haben.“ (Al-Kahf | 18:6)
Das Verhalten des edelmütigen Propheten (s.) basierte jedoch auf die Zuneigung und Liebe zur Menschheit und zu ihrer Leitung und diese Arten von Qur`anversen zeigen auf, dass der Wunsch und die Intensität der Sympathie des edelmütigen Propheten (s.) mit der Menschheit ein solches Ausmaß besaß, dass er manchmal in Trauer versank und sich fragte, wieso ein Mensch sich nicht leiten lässt. Auch eine Depression darf indes nicht dazu führen, dass der allmächtige Gott ihn nicht ermahnt und ihn nicht zur Zurückhaltung bei der Mission einlädt.
Wege zur Bekräftigung der Mäßigkeit
Erkenntnis und Bewusstsein
Wenn die Mäßigung in der Distanzierung von Übertreibung und Untertreibung in allen Lebensbereichen besteht, so stellt einer der bedeutendsten Wege zur Bekräftigung der Mäßigung die Erweiterung der Erkenntnis und des Bewusstseins dar. Mit anderen Worten muss man zur Erkenntnis des gemäßigten Weges zunächst die Irrwege der Übertreibung und Untertreibung erkennen. Seine Exzellenz, Imam Ali (A.) sieht die Quelle der Übertreibung und Untertreibung auch in der Ignoranz und Unwissenheit und äußert folgendes: “ لايَري الجاهِل اِلاّ مُفرِطاً أو مُفرَّطاً “ „Der Unwissende wird nicht gesehen, außer wenn er zur Übertreibung oder Untertreibung neigt.“[1]
Zur Erlangung der Selbstbeherrschung sollte man die eigene Erkenntnis über die Wahrheiten des Lebens und die islamischen Lehren erweitern und in allen Phasen das Leben der religiösen Führer als Leitbild sehen. Seine Exzellenz Motahari äußert in diesem Zusammenhang folgendes: „Wenn wir den Weg gehen, welchen uns die Reine Nachkommenschaft im Gegensatz zu den anderen Wegen aufgezeigt hat, sind wir sowohl vor Übertreibungen und unangebrachtem Radikalismus als auch vor Untertreibungen und mentaler und äußerlicher Trägheit bewahrt.“[2] Mit dieser Aussage wird klar, dass ein Mensch, der nicht ausgeglichen ist, auch kein vollkommener Mensch ist. Es kommt nämlich sehr oft vor, dass eine Person sich in einem Bereich sehr stark entwickelt hat, in einem anderen Bereich jedoch Schwäche zeigt.
Zur Erlangung spiritueller Ränge muss man auch den Weg der Mäßigung und Selbstbeherrschung anwenden, da das Verhalten der Reinen Nachkommenschaft auch an Mäßigung orientiert war.
Die Unterweisung der Mäßigung im gesellschaftlichen Verhalten
Da der Qur`an ein Buch der Leitung ist, weist er zu unterschiedlichen Gelegenheiten auf die Mäßigung hin. Seine Exzellenz Loghman habe seinem Kind folgendes geraten: „Halte das rechte Maß in deinem Gang und dämpfe deine Stimme, denn die widerwärtigste der Stimmen ist wahrlich die Stimme der Esel.“ (Luqman | 31:19) An einer anderen Stelle wird der edelmütige Prophet (s.) angesprochen und folgendermaßen zu Mäßigung im Umgang mit anderen Menschen ermahnt: „Übe Nachsicht, gebiete das Rechte und wende dich von den Unwissenden ab.“ (Al-A’raf | 7:199).
Training und Erlangung von Fertigkeiten
Jede Tat, welche im Leben des Menschen oder innerhalb der Gesellschaft bekräftigt werden soll, kann nicht auf einmal oder nach zwei Versuchen erlangt werden. Ebenso wie ein Sportler mit genug Training eine Fertigkeit erlangt, kann ein ideologisches und praktisches Gleichgewicht allein mit Übung und Training erlangt werden, gleichgültig, ob im individuellen oder gesellschaftlichen Bereich.
Mäßigung im Glauben
Im Bereich des Glaubens liegt die Mäßigung und Selbstbeherrschung im Vermeiden von Übermaß und Aberglauben an nicht nachweisbare und irrationale Dinge. Beispiele für Übertreibung und Untertreibung in der Religion liegen nämlich in der Bindung an irreführende und imitierende Vorstellungen der Eltern und Vorfahren (Az-Zukhruf | 43:24).
An einer anderen Stelle wird im heiligen Qur`an folgendes offenbart: „Sag: O Leute der Schrift, übertreibt nicht in eurer Religion außer in (dem Rahmen) der Wahrheit und folgt nicht den Neigungen von Leuten, die schon zuvor irregegangen sind und viele (andere mit sich) in die Irre geführt haben und vom rechten Weg abgeirrt sind.“ (Al-Ma’ida | 5: 77).
Mäßigung im Gebet
Die Mäßigung im Gebet gehört zu den Aspekten der Mäßigung und Selbstbeherrschung, auf welche der Koran beharrt. Obwohl die Schöpfung des Menschen nach der Anschauung und Lehre des Qur`an zum Zwecke des Gebets und der Verehrung Gottes erfolgte, wird trotzdem Selbstbeherrschung und Mäßigung in dieser Domäne belobigt und bevorzugt. Beispielsweise offenbart der heilige Koran, dass die Verrichtung des Gebets nicht allzu laut oder leise erfolgen soll, damit man nicht von anderen Menschen bemerkt wird. Der Betende sollte bei diesem Aspekt die Mäßigung wählen: „Und sei nicht zu laut beim Gebet, und sei auch nicht zu leise dabei, sondern suche einen Weg dazwischen.“ (Al-Isra`| 17:110). Einige beziehen den Begriff “ صَلات “ aufgrund seiner wörtlichen Bedeutung „Gebet“ nicht nur auf das Gebet und besagen, dass dieser Koranvers offenbart, dass der Mensch beim Gebet, bei der Andacht und allen weiteren Anbetungen die Mäßigung und Selbstbeherrschung einhalten sollte. [3]
Mäßigung in der Wirtschaft
Die Selbstbeherrschung bei den Lebenshaltungskosten, die durch Mäßigung in der Produktion, dem Vertrieb und dem Konsum entsteht, zählen zu den Absichten der Mäßigung, welche durch unterschiedliche Interpretationen weitergegeben werden. Aus Sicht des Qur`an sollte das wirtschaftliche Verhalten gemäßigt und fern von jeglicher Art von Übertreibung, wie beispielweise Verschwendung und Vergeudung, oder Untertreibung wie beispielweise Habsucht und Geiz sein. Der Begriff Verschwendung und dessen Synonyme wird insgesamt 23 Mal im heiligen Koran erwähnt (beispielsweise in den Suren: Al-Furqan | 25: 63 und 67 und 75; Al-Baqara | 2:219; Al-Isra`| 17: 29). Ebenso bestehen die Lehren des Islam auf Mäßigung in der Schaffung von Reichtum und dessen Ausgabe und Konsum, sodass die Umwelt des Menschen und auch die göttlichen Quellen und Segnungen nicht beeinträchtigt und geschädigt werden (Al-Isra´| 17:29 und auch Al-Ma’ida | 5:87). Zweifellos führt ein mangelndes Gleichgewicht in der Wirtschaft zur Zerstörung der Umwelt und zur Reduktion von Lebensmitteln und dem Mangel an Ware und der Verwahrlosung des öffentlichen Kapitals der Gesellschaft.
Mäßigkeit in der Barmherzigkeit
Eine der schönsten Lehren göttlicher Religionen liegt in der Barmherzigkeit und dem Teilen der persönlichen Freude und des persönlichen Wohles mit anderen Menschen.
Obwohl der heilige Koran auf die Hilfe anderen Menschen gegenüber und Barmherzigkeit den Bedürftigen gegenüber besteht, warnt er gleichzeitig davor, hierbei Maßlosigkeit und Übertreibung zu entwickeln. Manche Menschen halten ihre Hand so fest zusammengedrückt, dass nicht einmal ein Tropfen Wasser zu den Bedürftigen hindurch ragen könnte und andere Menschen übertreiben maßlos beim Teilen, was auch nicht gut ist. Der Grund, weshalb man bei der Barmherzigkeit Mäßigkeit und Selbstbeherrschung einhalten sollte, liegt in der Beachtung der Bedürfnisse innerhalb der Familie und der Vorbeugung negativer Folgen grenzenloser Wohltätigkeit: „Und die, die, wenn sie spenden, weder verschwenderisch noch geizig sind; dazwischen gibt es einen Mittelweg.“ (Al-Furqan | 25:67).
Die Verbindung individueller und gesellschaftlicher Mäßigkeit
Aus den Lehren des heiligen Qur`an geht hervor, dass die Mäßigkeit und Selbstbeherrschung innerhalb der Gesellschaft erst dann realisiert und erlangt wird, wenn all ihre Bereiche und Kriterien eingehalten werden. Um diese bedeutende Position zu erreichen, muss der Mensch zunächst einmal in seinem individuellen und persönlichen Leben Mäßigung walten lassen und nicht erlauben, dass sein Wesen sich in Richtung Übertreibung und Untertreibung bewegt. Beispielsweise sollte man bei wesensbezogenen Angelegenheiten und natürlichen Trieben sowie Herrschsucht und Meinungsuntergrabung und dem weltlichen Konsum nicht übertreiben und nicht zulassen, dass Triebe und Zorn den Menschen dominieren, sodass der Verstand ignoriert wird. Man muss nämlich unter der Leitung des Verstandes ein rationales Verhalten an den Tag legen, was selbst zu der Entstehung von Mäßigung in der Verwendung aller menschlichen Sinne führt.
Ebenso sollte man im gesellschaftlichen Leben ohne irgendeine Über- und Untertreibung dafür sorgen, dass Gerechtigkeit vorherrscht. Diese gesellschaftliche Bedeutung bezieht sich sowohl auf das Management der Gesellschaft als auch auf den Gläubigen und vor allem auf die Theologen und deren Mentoren. Beispielsweise offenbart der heilige Koran in der Sure Al-Hudschurat folgendes: „Und wenn zwei Parteien der Gläubigen einander bekämpfen, dann stiftet Frieden zwischen ihnen; wenn jedoch eine von ihnen sich gegen die andere vergeht, so bekämpft diejenige, die im Unrecht ist, bis sie sich Allahs Befehl fügt. Fügt sie sich, so stiftet Gerechtigkeit und Frieden zwischen ihnen und seid gerecht. Wahrlich, Allah liebt die Gerechten. “ (Al-Hudschurat | 49:9)
Aus diesem Grund müssen wahrhaft Gläubige auf die Bewegungsrichtung und -orientierung der Gesellschaft achten und andere Menschen daran erinnern, dass sie Gewalt, Streitigkeiten und Kämpfe sowie Thematiken, welche die Gesellschaft aus dem Gleichgewicht bringen, vermeiden.
[1] Nahj Albalagha. Maxime. Weisheit 67.
[2] Islam va Moghtaziate Zaman.Morteya Motahharie. Bd. 1. S. 113.
[3] Tafsir Majma Albayan. Bd. 5. S. 689.