Wer kann als Vorbild agieren?

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Wahrlich, ihr habt an dem Gesandten Allahs ein schönes Vorbild für jeden, der auf Allah und den Letzten Tag hofft und Allahs häufig gedenkt (al-Ahzab | 33:21). In der gegenwärtigen Zeit mehr als zuvor geht es darum, das wahre Vorbild für die richtige Lebensweise zu haben. Es gab keine Zeitperiode in der Geschichte der Menschheit, in der wir keine Vorbilder, Vordenker und Wegweiser für das tägliche Leben und die Handlungen benötigt hätten.

Vom Kindesalter an sind wir stets zur Nachahmung angehalten, indem wir uns durch Eltern, Lehrer oder von Freunde fremde Verhaltensweisen und Maßstäbe für unser Handeln willkürlich oder gar bewusst aneignen. Dies führt zu einem Automatismus, der in den verschiedenen Zeitperioden des Lebens Bestand hält. Das Ergebnis dieses Automatismus kann von kurzer Dauer oder langfristig sein, er ist einfach da! Die Einstellparameter für diese Funktion können vielfältig sein. Es kann durch einen individuellen Anreiz ausgelöst werden, es kann aber auch anhand sozialer Umstände zustande kommen bzw. durch Zeitgeist gesteuert sein.

Diese Tatsache wird sogar durch viele Gruppierungen dafür benutzt, um die individuellen Entscheidungen in Konsum, Wirtschaft, Politik und gesellschaftlichen Bestrebungen für sich zu treffen. Diese Handlungsweise – Nachahmen von Vorbildern – als eine Vorgehensweise durch das Leben erscheint uns nicht nur unausweichlich, sondern kann auch als vorprogrammierter Teil des Bewusstseins interpretiert werden, der instinktiv fungiert. Es sei noch betont, dass das Vorbild selbst nicht unbedingt im Vordergrund stehen muss, sondern dass die Taten und Handlungen, die von ihm ausgehen, im Bewusstsein eine noch erheblichere Rolle spielen können (Meister-Schüler-Beziehung).

Wer kann als Vorbild agieren?

Um diese Frage zu beantworten, muss der Wirkungsbereich des Vorbildes bekannt sein. Möchte man beispielweise ein Vorbild in der Schule haben, eins bei der Arbeit und eins für die gesunde Ausstrahlung in der Gesellschaft? Oder ist es vielleicht am besten, dass man alle diese Kategorien miteinander kombiniert in einem einzigen Vorbild vorfindet? Man kann schnell erkennen, dass ein einziges Vorbild für mehrere Bereiche zusammen nicht einfach zu finden ist. Je mehr man die ersuchten Eigenschaften in einem Vorbild kombiniert sehen will, desto reduzierter ist die Anzahl solcher Personen.

Gehen wir einen weiteren Schritt zu etwas Globalerem wie Menschlichkeit, Mut und seelischem Wohlbefinden, und definieren wir diese als die Wirkungsbereiche des Vorbildes, wonach wir suchen, dann sehen wir bald, dass es gar keine einfache Aufgabe ist, diese globalen Ziele in einem einzigen Vorbild vereint zu finden. Warum ist das so?! Je mehr man sich diesbezüglich auf das globale Terrain begibt, desto mehr muss man von den komplexen Verbindungen zwischen den einzelnen Wirkungsbereichen verstehen, und in der Lage sein, sie noch stärker gegeneinander abwägen zu können. Was wiederum heißt, dass eine enorme Fähigkeit gegeben sein muss, um die Aktionen in einem Bereich mit den relevanten Reaktionen auf einem völlig anderen Areal in Beziehung setzen zu können.

Diese außergewöhnliche Forderung nach einem Vorbild als einzige Person kann nur durch die Gesandten Gottes gewährleistet sein, denen die Grundprinzipien der Schöpfung in einer allgemeinen Art und Weise offenbart wurden. Nur durch sie können die Attribute des allmächtigen Gottes auf Erden verkörpert werden.

Im Kern bleiben die instinktiven Eigenschaften und die Belange im Menschen über die Zeit dieselbe, denn was sich verändert und eine Entwicklung erlebt, ist nur das Mittel, das dem Zweck zugeordnet ist. Die schöpferische Fähigkeit verbunden mit der innovativen Kraft, mit der wir uns kontinuierlich weiterentwickeln, beeinflusst nur die Mittel unseres Handelns. Die epochalen Gegebenheiten ändern das instinktive Handeln nicht, welches als fester Bestandteil des Bewusstseins seit den Anfängen der Menschheit schon immer existiert.

Wenn man auf die Geschichte der Menschheit zurückblickt, stellt man fest, dass beispielsweise die stattgefundenen Kriege, die Heldentaten und die friedenserhaltenden Maßnahmen alle auf den ihnen entsprechenden instinktiven Eigenschaften beruhen. Die Kriegsgründe können vielfältig sein, z. B. Gerechtigkeitsempfinden, der Wunsch nach dem Verschieben des Machtverhältnisses oder Selbsterhaltungstrieb. Wie entscheidet man nun (vorausgesetzt, dass man den Krieg überhaupt als gerecht ansehen kann), welche der Kriegsparteien falsch oder richtig liegt? Wie entscheidet man darüber, ob die zugrundeliegenden Prinzipien für diese Instinkte im Sinne ihrer Funktion richtig eingesetzt wurden?

Für die Beantwortung dieser Frage müssen wir uns auf die Gesandten Gottes und ihre Offenbarung beziehen. Sie kennen am besten die Funktion dieser Instinkte, und wie sie am besten richtig eingesetzt werden. Sie sind auserwählt, um das Gotteswerk der Menschheit nahezubringen. Sie hinterließen uns für die Manifestierung ihrer Lehren heilige Bücher.

Die Vorbilder, die sich auf die Grundsätze der Moral und Menschlichkeit berufen, altern bzw. sterben nicht. Das ist eine Tradition in der Schöpfungsgeschichte. Genau darauf basieren heilige Bücher, insbesondere der Koran, sodass er von der Menschheitsgeschichte berichtet und die Menschen sich auf diese Grundprinzipien des Seins besinnen können. Darin spielen die Propheten als eigentliche Vorbilder und deren Widersacher, deren Schicksal eine Lehre für die Nachkommen ist, die Hauptrolle. Durch das Studieren dieser Geschehnisse kommt man zu dem Schluss, dass dies ein zeitloses Prinzip darstellt, welches in jeder Phase der Menschheitsgeschichte anwendbar ist. Es ist deshalb zeitlos, weil es auf fest integrierten Bausteinen des Bewusstseins beruht, die einer bestimmten Gesetzmäßigkeit unterliegen. Mit anderen Worten, wie die fest verankerten Eigenschaften der Menschen als Geschöpfe des Allmächtigen unveränderlich sind, so auch die Gesetze, die diesen Bausteinen eine Richtung verleihen.

Dies unterscheidet sich nicht viel von den bestehenden Gesetzmäßigkeiten der Natur. Die Naturgesetze halten die Welt zusammen, und bestimmen unseren Alltag. Wir können uns nur weiterentwickeln, wenn wir diese Naturgesetze und ihre Zusammenhängen verstehen. Daher studieren wir sie und lernen aus ihnen, indem wir noch weiter nach einem allgemeineren Prinzip Ausschau halten. Wir sind neugierig auf all das, was um uns herum geschieht. Das Ergebnis dieser Bemühungen ist die Weiterentwickelung in wissenschaftlicher und technischer Hinsicht. Die Produkte dieser Entwicklungen dienen als Mittel wiederum zur Befriedigung unserer unveränderbaren und zeitlosen Instinkte. Wir können diese Mittel für eine gute oder böse Tat einsetzen, wir haben die Wahl! Das heißt z. B. die Benutzung eines mobilen Telefons oder des Telegrafen für unsere Taten macht unsere Entscheidungsfreiheit zwischen Gut- und Untat nicht abwegig. Hier greifen die Religion und die Offenbarung. Sie hat immer eine Antwort darauf parat, ob eine Tat schlimme oder gute Folgen für die Menschheit hat, egal, ob diese durch ein Handy oder den uralten Telegrafen begangen wurde.

Nur in den Augen von Gesandten Gottes, die Vorbildfunktion besitzen, gelten die Gottesgesetze als allgegenwärtig. Für den Rest gibt diese Empfindung nicht, und für sie ist die Tiefe der Gründe für die Gesetze nicht ersichtlich! Durch den Glauben und die Gefolgschaft sind sie dennoch auf der sicheren Seite. Es sei betont, dass das tiefe Verständnis der Gründe für die Gesetze keinem versperrt ist. Da aber jeden Menschen eine eingeschränkte Zeit im Leben zur Verfügung steht, wäre es trostlos, wenn man immer beharren müsste, bis man die Gründe für die Gesetze versteht, damit man sie befolgt. Am Anfang der Sura Baqara lesen wir: Dies ist das Buch, an dem kein Zweifel möglich ist und das eine Rechtleitung für die Gottesfürchtigen ist, die an das Unsichtbare glauben und das Gebet verrichten und von dem, was Wir ihnen beschert haben, spenden (al-Baqara | 2:2-3).

Was ist hier mit dem Begriff „das Verborgene“ (al-Gheyb) gemeint, nachdem im Vers davor der Koran als ein Buch ohne Zweifel als Rechtleitung verkündet wird? Das Verborgene ist etwas, von dem man nichts bzw. wenig weiß, und das in gewöhnlichem Sinne unfassbar ist! Man kann das Verborgene belichten und sichtbar werden lassen, wenn man den Weg hierfür kennt. Aber laut diesem Vers ist das nicht unbedingt erforderlich für die Rechtleitung. Man braucht nur daran zu glauben! Mit einfachen Worten, man braucht nicht von der 5. Etage herunterzuspringen, um es auszuprobieren. Es ist genug, wenn man es gehört hat und ihm Glauben geschenkt hat.

Hier kommt die nächste Frage auf: Kann man solche Behauptungen akzeptieren und von jedem? Hier steht das Recht der Rechtsweisung nur denjenigen zu, die über den Sinn und Zweck der Schöpfungsgesetze und deren Zusammenhänge Bescheid wissen. Diese sind die Vorbilder, denen das Wissen gegeben wurde, weil sie etwas besonderes waren, und sie sind ausgezeichnet für die Rechtleitung anderer. Sie sind wie die Perle der Natur, makellos, prachtvoll und strahlend. Sie sind diejenigen, die nicht aufgaben, bis sie den Pfad gefunden haben, der sie zu der Quelle des Wissens leitete. Für sie waren die Götzenbilder wertlos, sie suchten die Wahrheit, und fanden sie! Und als sie diese fanden, gaben sie nicht auf, sogar unter Aussetzung der schwersten Bedingungen und Prüfungen!

Ihr habt doch ein schönes Vorbild in Abraham und denen, die mit ihm waren, als sie zu ihrem Volk sagten: «Wir sind unschuldig an euch und an dem, was ihr anstelle Gottes verehrt. Wir verleugnen euch. Und zwischen uns und euch sind Feindschaft und Haß auf immer sichtbar geworden, bis ihr an Gott allein glaubt.» Dies gilt, bis jemand sich zum Wort Abrahams bekennt, das er zu seinem Vater sagt: «Ich werde für dich um Vergebung bitten. Und ich kann dir vor Gott keinen Nutzen bringen. Unser Herr, auf Dich vertrauen wir und Dir wenden wir uns reumütig zu. Und zu Dir führt der Lebensweg.

Wir leben in einer Welt, von der nur etwa 5% sichtbar als Materie existieren. Der Rest wird als noch unverstandene dunkle Materie (27%) und dunkle Energie (68%) bezeichnet. Es wird immer noch mit aller Kraft und Anstrengung danach gesucht, was den dunklen Anteil des Kosmos ausmacht. Bis zum heutigen Tag ist es noch nicht gelungen, das herauszufinden. Genau wie wir in der Wissenschaft bestrebt sind, herauszufinden und zu beleuchten, was von unserer Empfindung verborgen ist, müssen wir bestrebt sein zu hinterfragen, wievielerlei wir von uns selbst kennen, und wie wir den verborgenen Teil der Seele ausleuchten und ausbauen können, um zu höheren seelischen Niveaus zu gelangen.

Und es steht keinem Menschen zu, dass Gott zu ihm spricht, es sei denn durch Offenbarung oder hinter einem Vorhang, oder indem Er einen Boten sendet, der (ihm) dann mit seiner Erlaubnis offenbart, was Er will. Er ist erhaben und weise. (ash-Shuara | 26:51–52)

Das Streben nach einem höheren seelischen Niveau bedarf der inneren Reinheit „Tazkieh“. Dieser Weg kann nur mit Hilfe der richtigen Vorbilder wie Propheten und dem letzten Gesandten Gottes, Mohammad (s.) und seinen Nachkommen (Ahl al-Bait) bestritten werden. Haltet euch in euren Häusern auf; und stellt euch nicht zur Schau wie in der Zeit der früheren Unwissenheit. Verrichtet das Gebet und entrichtet die Abgabe und gehorcht Allah und Seinem Gesandten. Allah will gewiss nur den Makel von euch entfernen, ihr Angehörigen des Hauses (Ahl-al-Bait ), und euch völlig rein machen (al-Ahzab | 33:33). Denen aber, die glauben und  gute Werke tun und an das glauben, was auf Mohammad herabgesandt worden ist – es ist ja die Wahrheit von ihrem Herrn -, denen sühnt Er ihre Missetaten und bringt ihre Angelegenheiten in Ordnung (Muhammad | 47:2).

Weshalb dies zutrifft, wird in den folgenden Koranzitaten Al-Ghalam 4-6 deutlich. Der ausgezeichnete Charakter und das völlige Einswerden und die Hingabe dem Allmächtigen gegenüber macht den Unterschied aus. Und wahrlich sind dazu nur diejenigen imstande, die von jeglichem Unreinen befreit sind, weil sie es so wollten: Du bist von edlem Charakter. Du wirst bald sehen, und sie werden auch sehen, wer dem Wahnsinn anheim gefallen ist. (al-Qalam | 68:4-6)

Zusammenfassend kann man sagen, die Vorbilder sind für uns bestimmt, damit wir uns das Leben diesseits und jenseits glücklich gestalten können. Die falschen Vorbilder führen die Menschheit in die Irre. Es werden heutzutage die schlimmsten Gräueltaten und Grausamkeiten im Namen des Islam und des Gesandten Gottes ausgeübt, die absolut nichts mit ihm zu tun haben, und nur als Vorwand für Machtergreifung benutzt werden. Das ist das Ergebnis, wenn man von den richtigen Vorbildern abweicht und sich irreführen lässt. Wir müssen noch die Vernunft – ein besonderes Gut und eine Gottesgabe – als Zwischenpuffer für die Analyse verwenden, um die rechtmäßigen von den unwahren Gaben zu unterscheiden. Vorbilder müssen absolut menschlich im Sinne von Moral und Barmherzigkeit agieren. Ein Anzeichen für eine Vorbildfälschung ist, wenn trotz der Bezugnahme auf Gesandte Gottes und auf den Glauben keine innere Reinheit erkennbar ist. Wenn das Herz nicht rein ist, wird es hart und unerreichbar. Und es scheut vor keiner Gräueltat mehr zurück, sogar in Gottes Namen! Kann man mit dem Tod und der Vernichtung die Herzen erreichen?

Wir haben für die Hölle viele von den Djinn und den Menschen geschaffen. Sie haben Herzen, mit denen sie nicht begreifen; sie haben Augen, mit denen sie nicht sehen; und sie haben Ohren, mit denen sie nicht hören. Sie sind wie das Vieh, ja, sie irren noch mehr ab. Das sind die, die (alles) unbeachtet lassen (Al-A`raf | 7:176).

Sind sie denn nicht auf der Erde umhergegangen, dass sie Herzen bekommen, mit denen sie verstehen, oder Ohren, mit denen sie hören? Nicht die Blicke sind blind, blind sind die Herzen, die in der Brust sind (Al-Haddsch | 22:46).

Prophet Muhammad (s.) hat uns mehrmals Anweisungen für die Zeit nach ihm hinterlassen. Das ist sehr deutlich in „Hadith Thaqalayn“ zitiert (s. unten). Demnach gibt es kein Zeitalter, in dem die Rechtsleitung für die Menschen ausgesetzt wird. Das ist nicht im Sinne der Schöpfung und Gerechtigkeit Gottes: „Wahrlich hinterlasse ich euch zwei Schätze, einer vorzüglicher als der andere. Wenn ihr an den beiden festhaltet, wird ihr nicht irregeführt. Der erste ist das Buch Gottes, das wie eine Schnur die Verbindung zwischen Himmel und Erden ist. Und der zweite sind meine Nachkommen. Die beiden sind unzertrennlich, bis sie mich beim jüngsten Gericht am „Kothar-Brunen“ treffen. Deshalb sei vorsichtig, wie ihr sie nach mir behandelt.“

An einer anderen Stelle wurde vom Amir al-Muminin Imam Ali (a.) die beiden Anweisungen des Gesandte Gottes, die als „Ghadir“ und „Thyqalayn“ Hadiths bekannt sind, zitiert. Er fügte noch zu: „Schaut und folgt den Nachkommen des Gesandten Gottes und seid ihnen treu, nimmt deren Lehren an, nur so bleibt ihr auf dem rechten Weg. Wenn Sie gehen, dann geht mit ihnen, wenn sie stehen bleiben, dann bleibt auch stehen. Überholt sie nicht, und bleibt nicht hinter ihnen zurück, da ihr durch das Irreleiten vernichtet werdet!“

Aus allen Zitaten (Beispiel al-Qasas | 28:77), die der Allmächtige seinen Gesandten im Koran eingegeben hat, kann man für sich und die anderen Lehren ziehen. Am folgenden Zitat wird deutlich, dass die Vorbilder die Botschafter sind, die die Gnade zwischen den Menschen ausbreiten, und die Menschheit vor Gräueltaten und vor Korruption und Unheil warnen müssen. Sie sollen das Leben ohne Unheil und Unglück genießen, und die anderen an diesem Genuss teilhaben lassen.

Und strebe mit dem, was Gott dir zukommen ließ, nach der jenseitigen Wohnstätte, und vergiss auch nicht deinen Anteil am Diesseits. Und tu Gutes, so wie Gott dir Gutes getan hat. Und suche nicht das Unheil auf der Erde, Gott liebt ja nicht die Unheilstifter (al-Qasas | 28:77).

Und weiter heißt es: Das ist die jenseitige Wohnstätte. Wir bestimmen sie für diejenigen, die keine hohe Macht auf der Erde und kein Unheil suchen. Und das Ende gehört den Gottesfürchtigen (al-Qasas | 28:83).

Einen Vergleich zu dem, womit wir in unserer heutigen Welt leider unter dem Namen des Islam konfrontiert werden, steht in völligem Widerspruch zu diesem Zitat. Kann man im Leben Unheil anrichten, ohne die entsprechende Erwiderung in Jenseits zu erhalten? Ein herzergreifender Dialog findet in Vers 86 zwischen dem Schöpfer und seinen Gesandten statt: Und du hattest nicht erwartet, dass das Buch dir überbracht würde. Es geschah nur vor lauter Barmherzigkeit deines Herrn. So leiste den Ungläubigen keinen Beistand (al-Qasas | 28:86).

Daraus wird ersichtlich, dass die Spiegelung der Barmherzigkeit Gottes in seinem Gesandten ihn für die Auswahl zum Vorbild hervorhebt. Mit anderen Worten, wenn die Attribute des Herrn in einer Person zu leuchten beginnt, kann diese(r) ein Vorbildrolle für die Wegweisung der Menschheit annehmen. Dies bedarf eine enorme Beharrlichkeit für die Nächstenliebe,  Geduld für anders Denkende und starke Widerstandskraft gegen die Böse. Es gibt etliche Stellen im Koran, worin die Rechtsleitung einzelner allein Sache des Herrn ist, vorausgesetzt die Bereitschaft desjenigen ebenfalls vorliegt.

Vielleicht möchtest du einen Teil von dem, was dir offenbart wird, auslassen und fühlst dich dadurch in deiner Brust beklommen, und dies, weil sie sagen: «Wäre doch ein Schatz auf ihn herabgesandt worden oder ein Engel mit ihm gekommen!» Du aber bist nur ein Warner und Gott ist Sachwalter über alle Dinge (Hud | 11:12).

Wen Gott recht leiten will, dem weitet Er das Herz für den Islam. Und wen Er irreführen will, dem macht Er die Brust beklommen und bedrückt, so als ob er in den Himmel hochsteigen würde. Auf diese Weise legt Gott das Gräuel auf diejenigen, die nicht glauben (al-An`am | 6:125).

Gott und seine Religion anzunehmen, ist eine Sache des Herzens. Wenn es bereinigt ist, wird es greifbar für die Erleuchtung sein. Diesen Weg muss jeder selbst gehen, obgleich er ohne einen Wegweiser schwer zu betreten ist. Der Wille ist der Anfang aller Schritte, und der Verstand und die Vernunft sind zwei treue Wegbegleiter, die für die richtigen Referenzen sorgen.

Zusammenfassung

Ohne die Nachahmung der rechtmäßigen Vorbilder läuft man immer Gefahr, dass man sich unterschiedliche Verhaltensweisen annimmt, die im ersten Augenblick einem harmlos oder sogar als richtig erscheinen, wie aus dem folgenden Vers zu entnehmen ist: Bei Allah, Wir schickten wahrlich schon Gesandte zu den Völkern vor dir, doch Satan ließ ihnen ihre Werke wohlgefällig erscheinen. So ist er heute ihr Freund, und ihnen wird eine schmerzliche Strafe zuteil werden (An-Nahl | 16:63).

Die Offenbarung Gottes ist zeitlos, da sie sich mit den unveränderlichen Tatsachen in der Schöpfung befasst. Die Neugier als fest verankerter Instinkt in Menschen treibt uns zu Erneuerungen und ins moderne Zeitalter, steht aber in keinem Widerspruch zum Gottesgesetz, das der Menschheit paradiesische Verhältnisse bereiten möchte. Der Verstand und die Vernunft können nur dann diese Verhältnisse herbeiführen, wenn sie sich auf die Lehren beziehen, sonst scheitern sie möglicherweise an der Komplexität der Folgen.

Die Grundbausteine des Lebens und der Welt sind durch die Barmherzigkeit und Gnade Gottes und die Einheit des Weges zurück zum Herrn definiert „Wir gehören Gott und wir kehren zu Ihm zurück (Sure Al-Baqara | 2:156).“ Und die Auswahl seine Vorbilder und die Art der Offenbarungen für die Menschheit belegen diese. Wir müssen nur in aller Stille eine ehrliche Antwort auf die Frage finden, ob wir sie befolgen wollen? Ohne Gefolgschaft der wahren Vorbilder wird es sehr schwer sein, Umwege zu vermeiden. Die Zeit spielt gegen uns, die von den Allmächtigen im Koran zur Ermahnung beschworen wird: Bei der Zeit: Die Menschen sind wahrhaftig im Verlust bis auf diejenigen, die glauben und gute Werke tun und sich gegenseitig die Wahrheit ans Herz legen und sich gegenseitig der Geduld anempfehlen.

Wenn es um etwas Wertvolles wie das ewige Leben geht, werden die Beschwerden auf dem Weg dahin nicht mehr als solche wahrgenommen. Die liebevollen Charakterzüge unseres Propheten und seiner Nachkommen dienen uns als Vorbild und Wegweisung. In voller Liebe gilt unser herzlicher Gruß Muhammad (s.), dem Propheten der barmherzigen Herzen und seinen Nachkommen, die uns den Gottesweg ebnen und aufrecht erhalten, und für uns lebendige Beispiele der Offenbarung sind!

Dr. Saghiri